Streuobstwiese Langenberg

Ein Biotop, das schmeckt!                                                                                                                       
Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Während sie früher überall an Bauernhöfen und Gärten zu finden waren, sind sie heute bedrohte Elemente der Kulturlandschaft. Streuobstwiesen sind ein Musterbeispiel dafür, wie natürliche Grundlagen sparsam und nachhaltig genutzt werden können: Zum einen bescherten die hochstämmigen Obstbäume eine reiche Ernte zum Einlagern, Einkochen, Mosten und Keltern für die lange Winterzeit, zum anderen diente das Grünland darunter als Weide oder Mähwiese. Das brachte für den Bauern früher doppelten Gewinn. Streuobstwiesen als Bestandteil unserer Kulturlandschaft waren eine früher weit verbreitete extensive Landnutzungsform. Durch ihr markantes Erscheinungsbild insbesondere im Frühjahr zur Obstblüte und im Herbst zur Fruchtreife, prägen und gliedern Streuobstwiesen zusätzlich das Landschaftsbild.
Die veränderten Wirtschaftsformen ließen viele Streuobstwiesen zu Ruhe- und Rückzugsbereichen für die Pflanzen- und Tierwelt werden. In einer weitestgehend intensiv genutzten Landschaft ist der Wert derartiger Bereiche nicht hoch genug anzusetzen. Der Artenreichtum um und in den Streuobstwiesen wird fast immer unterschätzt. Zahlreich sind die Lebensstätten in diesem Biotoptyp. Von der Wiese selbst reichen sie über die Wurzeln, den Stamm, das Geäst, die Blätter, die Blüten, bis hin zu den Früchten. Zur Blütezeit sind die Bäume eine ideale Bienenweide. Fazit: eine Lebensgemeinschaft in mehreren Etagen!
Durch Totholzanteile, Baumhöhlen und durch ihre Vielfältigkeit beherbergen sie eine große Anzahl von Insekten, Wirbellosen, Vögeln und anderen Tierarten. Die Wiesen selbst gehören zu den mageren Frischwiesen oder den Halbtrockenrasen, die ebenfalls zu den geschützten Biotoptypen gehören und eine wertvolle Flora aufweisen. Alte Bäume beherbergen aber auch eine Reihe von Flechten, welche zu ihrer vollen Ausbildung etwa 20 Jahre benötigen. In welchem modernen Obstgarten erreicht ein Baum schon ein solches Alter?
Unsere Streuobstwiese in Langenberg wurde 1998 angelegt. Eigentümer ist die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde in Raschau. Auf einer etwa 0,7 ha großen Fläche, die aufgrund ihrer Hanglage nicht mehr verpachtet werden konnte, wurden am 25. April, dem Tag des Baumes, als Auftakt 3 Obstbäume gepflanzt. Insgesamt stehen nun 56 Bäume auf dem Areal. Apfel, Birne, Pflaume sowie Süß- und Sauerkirsche wachsen jetzt in verschiedenen Sorten dort. An einigen Apfelbäumchen gab es auch schon reichlich Früchte. Am Rand der Wiese wurde noch eine Benjeshecke mit hauptsächlich niedrig wachsenden Sträuchern angelegt. Das Pflanzgut wurde aus einheimischen Wildlingen gewonnen. Nun bieten Brombeere, Himbeere, Heckenrose und Schneeball in der Hecke einen herrlichen Anblick, erhöhen aber auch den Biotopwert. Weitere Dinge, wie Lesesteinhaufen, ein Komposthaufen und das Pflanzen von Einzelsträuchern sind geplant und sollen den Lebensraum noch aufwerten.
Wir haben auf unserer Streuobstwiese bereits mehrmals Veranstaltungen durchgeführt, wo gezeigt wird, wie Obstbaumschnitt richtig ausgeführt wird. Der Erziehungsschnitt bei den Obstbäumen ist nötig, um den Baum vor Schäden durch Fehlwuchs und Krankheitsbefall zu schützen – und natürlich auch, um ihn zu gutem Ertrag zu bringen. Der Schnitt soll kein radikaler Eingriff in das Wachstum des Baumes sein, sondern die guten Eigenschaften lenken und unterstützen. Einfühlungsvermögen und Respekt vor dem Baum sind nötig, um zu einem guten Ergebnis zu kommen und nicht einen „Krüppel“ zu hinterlassen.
Zur Pflege unserer Streuobstwiese gehört dieser Erziehungsschnitt der Bäume, aber auch die jährliche Mahd der Wiese. Zum Teil wird Heu davon gemacht, ein Teil kann aber auch nicht weiter verwertet werden.                                                                                      Unser Verein Pro Natur Westerzgebirge wird die Streuobstwiese weiter betreuen.

Noch etwas fachliches: Unsere Streuobstwiese ist überwiegend eine submontane Goldhafer-Frischwiese, am Hang gibt es magere Bereiche, am Unterhang und Feldrand fette Ausprägung mit Dominanz von Glatthafer.
Auszug aus der Artenliste: Wohlriechendes Ruchgras, Rundblättrige Glockenblume, Echte Nelkenwurz, Wolliges Honiggras, Kleiner Klappertopf, Gebirgs-Täschelkraut, Krauser Ampfer, Wiesen-Platterbse, Zaun-Wicke, Vogel-Wicke, Wiesenmargarite
Auszug aus der Sortenliste der Obstbäume: Prinzenapfel, Rheinischer Bohnapfel, Schöner von Boskoop, Kaiser Wilhelm, Jakob Fischer, Petersbirne, Gellerts Butterbirne, Köstliche von Charneux, Schattenmorelle, Hedelfinger, Hauszwetsche