Hilfe bei gefährlicher Wanderung
Grünhain besitzt in unserer Region aufgrund seiner naturräumlichen Gegebenheiten eine große Bedeutung bei den Vorkommen von Amphibien. Fisch- und Badeteich, Moosbachteiche und Lippertteiche sind dabei Schwerpunktbereiche. Dazu gibt es noch eine ganze Reihe von Feuchtgebieten im Gebiet um Grünhain. Erdkröte und Grasfrosch, Kamm-, Teich- und Bergmolch sind vorzufinden. Besonders an der Auer Straße im Bereich von Freibad / Froschteich gibt es in der Zeit der Krötenwanderung, also etwa zwischen Mitte März und Anfang Mai, große Probleme durch den stark gestiegenen Straßenverkehr. Erdkröten und Molche wandern dann zu ihren Laichplätzen, die durch die viel befahrene Straße von den Sommer- und Winterquartieren getrennt sind. Die Wanderung setzt in den ersten lauen Nächten ein. Die Amphibien kehren zum Laichen stets an die Stätte zurück, wo ihr eigenes Leben begonnen hat. Viele dieser Tiere erreichen allerdings nie ihr Ziel. Hunderte bezahlen den vorprogrammierten Drang zur Erhaltung ihrer Art mit dem Leben, denn Autos sind ihre Todfeinde. Sie werden nicht nur überfahren, sondern auch durch den Strömungsdruck, den schnell fahrende Autos erzeugen, innerlich zerrissen. Schon 30 km/h können da zu viel sein. Berechnungen haben ergeben, dass bei einer Verkehrsdichte von zehn Fahrzeugen in der Stunde mindestens 30 Prozent dieser Tiere überrollt werden. Damit ist der Tod auf der Straße neben der Zerstörung der Lebensräume die Hauptgefährdung dieser Arten. Mittlerweile ist der Bestand der Amphibien so gefährdet, dass alle Arten nach Bundesartenschutzverordnung gesetzlich „besonders“ geschützt sind. Erdkröte, Grasfrosch, Teich- und Bergmolch stehen auf der Roten Liste Sachsens auf der Vorwarnliste, der Kammolch ist als stark gefährdet eingestuft, er gilt EU-weit als „streng zu schützende“ Tierart.
Seit Anfang der neunziger Jahre errichtet die BUND-Gruppe mit der engagierten Hilfe von etlichen Anwohnern in der Zeit der ersten Krötenwanderung einen Amphibienschutzzaun und betreut ihn über mehrere Wochen. Zweimal täglich werden die Sammeleimer geleert, Art und Geschlecht der verschiedenen Amphibien bestimmt, die Anzahl notiert und die Tiere über die Straße zu ihren Laichplätzen getragen.
Die Erdkröten suchen die Laichgewässer für nur wenige Wochen zur Paarung und zum Ablaichen auf und verlassen sie dann wieder. Der Laich wird am Gewässerrand in Schnüren abgelegt, die an frei liegenden Wurzeln von Ufergehölzen oder an Röhricht befestigt werden. Berg-, Teich- und Kammolch brauchen zum Ablaichen unbedingt Unterwasserpflanzen, an denen die Eier einzeln angeklebt werden. Während der Teich- und Bergmolch nach dem Ablaichen, spätestens Ende Mai / Anfang Juni das Gewässer wieder verlassen, bleibt der Kammolch oft bis August / September im Gewässer. Einzelne Tiere überwintern dort, andere an Land. Die Wanderung setzt teilweise relativ früh ein, in unserer Klimalage etwa ab Mitte März.
Seit dem Jahr 2017 wird zusätzlich zum insgesamt 394 m langen Amphibienschutzzaun an der Straße, der die Amphibien bei der Hinwanderung abfangen soll, nun auch wieder an der Teichseite ein Zaun aufgebaut. Er ist 265 m lang und soll die Amphibien bei der Rückwanderung abfangen. Die Absammlung der Eimer erfolgt in den frühen Morgenstunden und in den späten Abendstunden. In den letzten Jahren konnte auch aufgrund der relativ milden Winter ein Anstieg bei den dokumentierten Zahlen um etwa das dreifache registriert werden. Bei der Hinwanderung konnten im April 2018 insgesamt 620 Erdkröten und 24 Molche gezählt werden. Bei der Rückwanderung waren das 851 Erdkröten und 69 Molche. Man kann sich leicht ausmalen, was übrig geblieben wäre, wenn bei dem äußerst starken Verkehr keine Zäune aufgebaut würden.
Unser besonderer Dank gilt den Anwohnern, die uns unterstützen und – die Hauptarbeit leisten, das Absammeln der Fangeimer und Dokumentieren der Ergebnisse.
Unser Projekt wird aus dem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen (EPLR) gefördert.